Kaizen

Kaizen 改善 (かいぜん – „Wandel zum Besseren“) ist ein japanischer Ansatz zur Hervorbringung von Ideen für und Umsetzungen von ständiger Verbesserung. Im industriellen Kontext ist Kaizen eine Vorgehensweise zur betriebsinternen Prozessoptimierung zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit, Kundenorientierung, Kundenbindung sowie Kunden-/Mitarbeiterloyalität durch Verbesserung der Produkt-, Prozess- und Servicequalität.

Langfristiges Ziel ist die Erhaltung der erreichten Zustände, wenn diese vorteilhaft sind, und die Erreichung weiterer Verbesserung. Verbesserung ist im Sinne des Kaizen immer möglich und das Streben nach Verbesserung darf niemals aufhören. Selbstzufriedenheit gibt es demnach nicht. Im Gegensatz zum Re-Engineering ist jedoch keine sprunghafte Verbesserung das Ziel, sondern die langfristig-schrittweise Innovation im Unternehmen. Der Weg des Kaizen folgt der schrittweisen Perfektionierung von Prozessen, Prozessketten und -netzwerken.

Da kleine Schritte auch nur kleine Verbesserungen verursachen, muss diese Anreihung von Verbesserungen immer wieder in einem Kreislauf wiederholt werden. Kaizen steht also für eine Evolution im Unternehmen. Sich positiv auswirkend vorhergesagte Veränderungen, die sich nach Realisierung langfristig als tatsächlich positiv auswirkend herausstellen, werden beibehalten, jedoch auch immer wieder in Frage gestellt und noch weiter perfektioniert. Veränderungen, die sich langfristig als doch nicht so vorteilhaft oder zielführend herausstellen, werden wieder verändert.

Kaizen verläuft Bottom-Up: Nach dem Prinzip, dass die Mitarbeiter ihre Arbeit am besten kennen und ihnen daher auch die besten Ideen zur Verbesserung kommen können. Die Verbesserung soll von innen heraus aus dem Unternehmen kommen und zwar von überall aus dem Unternehmen. Jeder Mitarbeiter kann und soll zur Verbesserung des Unternehmens beitragen.

Die Einbindung der Mitarbeiter führt in der Regel zu einer höheren Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Sich mit dem Unternehmen verbunden fühlende und motivierte Mitarbeiter sind ein Hauptfaktor für die Sicherung der Wettbewerbsposition.

Kontinuierlicher Verbesserungsprozess

Kaizen wird in der westlichen Welt mit KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess – engl.: Continuous Improvement Process – CIP) gleich gesetzt.

Der Leitfaden des KVP ist der Demingkreis (oder PDCA-Zyklus):

  1. Plan – Wie soll es werden?
  2. Do – Was tun wir wie?
  3. Check – Was wurde erreicht?
  4. Act – Wie kann das Erreichte weiter verbessert werden?
  5. wieder mit 1. beginnen

KVP hat seinen Ursprung in der westlichen Industrielandschaft und wurde zeitlich zur Qualitätsbewegung in den 1950er Jahren ausgeprägt. Kaizen hingegen stammt von der Ideologie her aus Japan und wurde insbesondere durch Toyota geprägt und in der Welt bekannt.

Von der Idee und den Ansätzen her sind Kaizen und KVP sehr ähnlich und werden daher – zumindest in der Industrie – als dieselbe Idee betrachtet und die Begriffe „Kaizen“ und „KVP“ synonym verwendet.

In Deutschland kam KVP bzw. Kaizen erstmals in der Fertigung und Montage der Automobilindustrie zur Anwendung. Heute gilt Kaizen bzw. KVP als ein vorbildlicher und wettbewerbsfähiger Teil der modernen Unternehmenskultur.

Methoden unter Kaizen

Kaizen ist im Grunde nur ein Überbegriff für verschiedene Methoden, welche mit dem Ziel und dem Prinzip von Kaizen harmonisieren. In der Logistik und Produktion zeichnet sich Kaizen durch Umsetzungen und permanente Verbesserungen im Materialfluss aus. Produktivitätssteigerung und Qualitätssicherung ist oberstes Zielpaar. Konzepte wie Just-in-Time (JiT) und Kanban 看板 sowie die erzwungene Fehlervermeidung (z. B. über Poka-Yoke) gehören zu Kaizen.

Wer Kaizen betreiben möchte, muss sich jedoch nicht unbedingt irgendwelchen Methoden unter dem Kaizen-Schirm bedienen, es reicht der umsetzungsorientierte Gedanke zur ständigen Verbesserung. Auch die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 verlangt eine genaue Erklärung, welche organisatorischen Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen Verbesserungen und zur Verhinderung der Wiederholung festgestellter Fehler festgelegt sind. Diese Maßnahmen sind nach dieser Norm zu überwachen und zu dokumentieren.

Typische Probleme betreffend Kaizen

Kaizen als Firmen-Philosophie zu erklären ist einfach und schnell möglich, kaum ein Mitarbeiter würde sich hier auch der Geschäftsführung widersetzen. Es reicht jedoch nicht, Kaizen einfach nur als Richtlinie zu erklären, sondern es muss den Mitarbeitern vermittelt werden, welche Vorteile das Ausleben von Kaizen bringt. Kaizen muss in und von allen Unternehmensebenen gelebt werden. Dieses Verständnis und vor allem die Mitwirkung seitens der Mitarbeiter zu erreichen, ist die wahrscheinlich schwierigste Aufgabe im Kaizen.

Eine fehlende Kultur der ständigen Verbesserung bei der Geschäftsführung und den Mitarbeitern sowie Geschäftspartnern ist das wohl größte Problem, hinzu kommt häufig das Fehlen einer Kultur der offenen Kommunikation von Problemen, -ursachen und -lösungen. Enges, ernsthaftes und vertrautes Zusammenarbeiten ist für Kaizen unbedingt nötig, wenn nicht gegeben, dann erst noch zu schaffen. Die Vorbereitung auf die erfolgreiche Umsetzung von Kaizen stellt sich nicht selten als problematisch und langwierig heraus.

Zudem nützt Kaizen nichts, wenn die Mitarbeiter nicht erhört werden und diese auch keinerlei Erlaubnis für Kritik und Mitwirkung haben. Mitarbeiter müssen nicht nur die Befugnis zur Verbesserung haben, sondern auch dazu angeregt und unterstützt werden sowie eine öffentliche Anerkennung (persönliche Motivation) erhalten.

Nötig ist eine glaubhafte Erklärung, dass durch Kaizen eingeleitete Rationalisierungsmaßnahmen keine (oder nur im geringen Maße) Arbeitsplätze entfallen. Rationalisierung bedingt jedoch Umstrukturierung und hier können Arbeitsplätze häufig durch Weiterbildung und Versetzung gesichert werden. Die Gradwanderung ist schwierig, jedoch werden Vorschläge und Ideen von den Mitarbeitern nur vorgetragen, wenn diese nicht Jobverluste ihrer Kollegen fürchten müssen.

Die Einführung von Kaizen beginnt jedoch zu Anfang immer bei der Geschäftsführung. Eine unglaubwürdige Geschäftsführung wird kein Kaizen erfolgreich vermitteln können. Führungskräfte müssen glaubwürdig auftreten und ergebnisorientiert arbeiten – Dieses Verhalten wird sich dann erst auf die Mitarbeiter ausbreiten können.