Fachrichtungen

Welche Fachrichtung bzw. Spezialisierung ist sinnvoll?

Diese Frage, ist sicherlich eine der häufigsten, die sich angehende Studenten des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen stellen werden.

Wirtschaftsingenieurwesen ist eine Studienrichtung, welche sowohl Wirtschaftswissenschaften als auch Ingenieurwissenschaften vermitteln soll. Folglich ist eine Spezialisierung im Wirtschafts- und Technikbereich möglich.

Nachfolgend soll auf die üblichen Pflicht- und Wahlpflichtfächer für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen eingegangen werden. Allerdings bieten die Hochschulen in den meisten Fällen auch an, ein eigentlich obligatorisches Fach gegen ein Fach aus einer anderen Studienrichtung zu tauschen. In den häufigsten Fällen ist es auch möglich, zusätzlich zu den obligatorischen Fächern einige Fächer aus anderen Studienrichtungen (z.B. „Betriebswirtschaftslehre“ oder „Fahrzeugtechnik“) zu belegen, so dass man ggf. mit Mehraufwand sein Studienspektrum nach Wunsch erweitern kann. Falls dieser Wunsch bestehen sollte, sollte die Erfüllbarkeit des Wunsches im Vorfeld(!) mit der Studienleitung der entsprechenden Hochschule abgeklärt worden sein.

Spezialisierung in der Wirtschaftswissenschaft

Eine direkte Wahl einer Fachrichtung der Wirtschaftswissenschaft wird i.d.R. nicht angeboten. Grundsätzlich werden in allen Studiengängen an den Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien Grundkenntnisse über die Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft vermittelt. Der Schwerpunkt im Studium Wirtschaftsingenieurwesen liegt dabei auf die Betriebswirtschaftslehre (BWL). Vertiefungsrichtungen der BWL, wie Marketing, Controlling, Banken- und Finanzwesen etc., bauen auf den Grundkenntnissen auf. Im Bachelor-Studium liegt der Schwerpunkt daher auf die Grundkenntnisse und allgemeine Kenntnisse der BWL, also Fächer wie „Allgemeine BWL“, „Einführung VWL“, „Einführung Investition und Finanzierung“, “ Einführung Rechnungswesen“ und einige mehr. Über die Aufstellung und Benennung der Fächer sowie die Reihenfolge der Abhandlung entscheidet die Hochschule. Einige Fächer werden in Form von aufeinander aufbauender Module vertieft, oft gibt es so zum Beispiel die Modulfolge „Rechnungswesen I“, „Rechnungswesen II“ und „Rechnungswesen III“.
Einige Hochschulen bieten ihren Studenten bereits im Bachelor-Studium Wahlpflichtmodule im Bereich der Wirtschaftswissenschaften an. Entweder können dann einzelne Fächer gewählt werden oder aber ein Modulpaket.

Wenn einzelne Fächer Wahlpflichtmodule sind, ist es eventuell möglich, dass der Student sich zu verstreut spezialisiert. Der Student sollte einen logischen und thematischen Zusammenhang zwischen den Fächern gewährleisten. Der thematische Zusammenhang ist sicherlich verzerrt, wenn die Module „Banken- und Versicherungen“ und zudem „Produktionsmanagement“ gewählt wurde, da zwischen dem dienstleistenden Finanzwesen von Banken und Versicherungen und der fabrikmäßigen Produktion sehr wenig Zusammenhang besteht.
Ein Beispiel für eine bessere Modulzusammenstellung wäre „Produktionsmanagement“ gepaart mit „Logistik“.

In vielen Fällen ist jedoch eine einzelne Wahlpflichtfachwahl nicht möglich. Die Hochschule bietet stattdessen die Wahl eines Modulpaketes an. Ein Modulpaket ist eine Zusammenstellung aus mehreren Modulen, welche in einem logischen und thematischen Zusammenhang zueinander stehen.
Mögliche Zusammenstellungen sind z.B. „Organisation und Personal“, „Logistik und Produktion“, „Marketing und Vertrieb“, „Controlling“, „Banken und Versicherungen“, „Wirtschaftsinformatik“ und einige mehr.

Welche BWL-Vertiefungsfächer sind für Wirtschaftsingenieurwesen sinnvoll?

Obwohl einige Hochschulen Fächer der Wirtschaftswissenschaften anbieten, die im Grunde nur für Studenten der Betriebs- oder Volkswirtschaftslehre richtig sinnvoll sind, ist es weniger zu empfehlen, diese Fächer gegenüber typischen Fächern des Wirtschaftsingenieurwesens vorziehen.
Ein Wirtschaftsingenieur vereint neben dem Verständnis der Wirtschaftswissenschaft auch das Verständnis der Ingenieurwissenschaft.
Zu den typischen Einsatzgebieten zählen daher weniger Banken und Versicherungen, sondern Produktionsstätten und der Handel mit Werkstoffen, Geräten oder Anlagen. Integrationsfächer (zwischen BWL und Technik) sind an dieser Stelle gefragt.
Gutem Gewissens lassen sich Beispiele für sinnvolle Spezialisierungen für das Wirtschaftsingenieurwesen mit Controlling, Produktionsmanagement, Logistik, Einkauf, Marketing, Technologiemanagement und ähnlichen Fächern benennen. Dies sind Fächer, welche sich zumindest indirekt mit der Produktion von Gütern und/oder mit der Beschaffenheit eines Gutes auseinandersetzen.

Spezialisierung in der Ingenieurwissenschaft

Die Ingenieurwissenschaften bauen zum Teil auf unterschiedliche Grundlagenfächer auf. Während für den Maschinenbau Technische Mechanik und Maschinenelemente von besonderer Bedeutung sind, spielen diese Fächer in vielen anderen Ingenieurwissenschaften wie z.B. Elektrotechnik keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle. Auch vermeindlich gleiche Fächer können unterschiedliche Inhalte haben. Das Fach Werkstoffkunde z.B. hat für die Ingenieurwissenschaften Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen weitgehend unterschiedliche Inhalte.

Zwei Konzepte für das Studium Wirtschaftsingenieurwesen sind bei den Hochschulen gänig. Einige Hochschulen bieten ein schwerpunktloses, allgemeines Studium zum Wirtschaftsingenieur an. Verbreiteter ist das Studium Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt auf eine Ingenieurwissenschaft.

Besonders häufige Schwerpunkte sind:

  • Maschinenbau
  • Elektrotechnik

Maschinenbau und Elektrotechnik sind die klassischen Ingenieurfachrichtungen. Viele andere Fachrichtungen sind entweder eine Spezialisierung einer Fachrichtung (wie zum Beispiel Fahrzeugtechnik, welches eine Spezialisierung des Maschinenbaus ist) oder eine Kombination, wie die beliebte Fachrichtung Mechatronik.
Maschinenbau setzt sich i.d.R. aus den Fächern technische Mechanik, Konstruktion, Werkstoffkunde und Fertigungstechnik zusammen. Fächer wie Thermodynamik und Strömungslehre sind im Studium Wirtschaftsingenieurwesen nicht immer enthalten, oft hingegen ein Modul über Elektrotechnik.
Die Vertiefungsrichtung Elektrotechnik enthält oft die Fächer Elektrotechnik (in mehren Stufen), Automatisierungstechnik, Werkstoffkunde, Feldtheorie, Programmierung, eventuell auch diverse Informatikmodule und/oder Module des Maschinenbaus.
Mit der Fachrichtung Elektrotechnik oder Maschinenbau kann man grundsätzlich nicht viel falsch machen, denn beide Fachrichtungen sind Dauerbrenner auf dem Akademikerarbeitsmark und viele andere Fachrichtungen bauen auf diesen Ingenieurfächern auf.

Weitere Vertiefungsrichtungen sind:

  • Chemieingenieurwesen
  • Verfahrenstechnik
  • Verkehrswesen
  • Fahrzeugtechnik
  • Umwelttechnik (oft auch „Umwelttechnik und erneuerbare Energien“)

Diese Vertiefungsrichtungen sollten nur belegt werden, wenn man keine andere Möglichkeit hat oder ein persönliches Interesse an der Vertiefungsrichtung mitbringt. Diese Vertiefungsrichtungen sind immerhin recht spezialisiert, eine Vertiefung auf Maschinenbau oder Elektrotechnik wäre sinnvoller, eventuell auch ein Studium Wirtschaftsingenieurwesen ohne Ingenieurfachvertiefung. Eine besonders erwähnenswerte Vertiefungsrichtung ist:

  • Bauingenieurwesen

Bauingenieurwesen ist eine klassische Ingenieurfachrichtung, nur steht diese leider seit Jahren in einem schlechten Licht. Bauingenieurwesen sollte nur derjenige wählen, der auch einen persönlichen Bezug zu dieser Fachrichtung hat. Außerdem sollte der Wunsch oder die Bereitschaft bestehen, später im Ausland arbeiten zu können, denn dort werden deutsche Bauingenieure noch gesucht. Typische Fächer für Bauingenieurwesen sind Technische Mechanik, Konstruktion, Strömungslehre, Bauelemente und einige andere.

Eine andere besondere Vertiefungsrichtung ist:

  • Informationstechnologie oder Informatik

Die Vertiefung in Richtung Informatik ist sehr interessant, da die Informationstechnologie stetig wächst und auch in anderen Ländern hohe Priorität hat. Oft entfernt sich das Studium Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt auf Informatik etwas von den typischen Ingenieurwissenschaften und grenzt an ein Studium der Wirtschaftsinformatik. Typische Schwerpunktfächer sind Programmierung, technische Informatik, Datenbanksystem, Netzwerke und Elektrotechnik.

Letztendlich ist die Vertiefungsrichtung zwar ein wichtiger Punkt, jedoch arbeiten in der Praxis viele spezialisierte Menschen nicht in ihrem studierten Spezialfach – und das trotzdem erfolgreich. Wer die Möglichkeit hat, sollte eine allgemeine Fachrichtung Maschinenbau oder Elektrotechnik wählen. Ein Wirtschaftsingenieur ist zu sehr Generalist um noch spezialisiert zu sein. Wirtschaftsingenieurwesen ist, klingt es auch paradox, auf das Generalistentum spezialisiert. Daher ist auch ein Wirtschaftsingenieurwesen -Studium ohne Vertiefungsrichtung in der Ingenieurwissenschaft kein Beinbruch, im Gegenteil.
Übrigens sind viele Spezialisierungsfächer häufig erst im Master-Studium vorgesehen und auch dann erst richtig sinnvoll.