Wertpapierbörsen spielen eine wichtige Rolle in der heutigen Geschäftswelt. Eine Aktienbörse (engl. Sock Market oder Stock-Exchange oder Equity Market) ist ein privater oder öffentlicher realer oder virtueller Marktplatz, bei welchem Aktien und Derivate zu einem vordefinierten, übereinkommenden Preis gehandelt werden.
Die Hauptakteure im Aktienhandel waren in der Vergangenheit die sogenannten Trader. Trader (engl. für „Händler“) handeln mit Wertpapieren, insbesondere mit Aktien. Heute hat sich die Gewichtung zu Gunsten der institutionellen Investoren (Kreditinstitute, Rentenversicherungen, Fondgesellschaften, Investorengruppen etc.) verschoben. Der individuelle Investor (Retail) spielt in der globalen Aktiengeschäftswelt nur noch eine kleine Rolle.
Aktien sind bei Aktienbörsen gelistet und dürfen dort gehandelt werden. Aktienbörsen sind Einrichtungen, die darauf spezialisiert sind, Käufer und Verkäufer von Aktienpapieren zusammen zu bringen. Aktienbörsen wurden international durch die USA sehr geprägt. Die größten Börsen befinden sich in den USA, bekannt sind hier allen voran die New York Stock Exchange (NYSE), NASDAQ und Amex. Die wichtigsten Aktienbörsen in Europa sind die London Stock Exchange, die Deutsche Börse AG (Frankfurt am Main) sowie die Paris Bourse.
Weltweite Hochburgen für Wertpapierbörsen sind in Amerika und Kanada, der Europäischen Union sowie in Asien zu finden. In Asien sind (in Reihenfolge des Handelsvolumens) Hongkong, Singapur, Tokyo und Shanghai von hoher Bedeutung in der Finanzwelt.
Initial Public Offering (IPO)
Initial Public Offerung (IPO – „Erstmaliger öffentliche Ausschüttung“) bezeichnet den Börsengang – oder spezieller: die Aktienerstemission – eines Unternehmens. Bei der IPO erfolgt die erstmalige Ausschüttung von Aktien (Wertpapiere) von einem Unternehmen. Das Unternehmen musste dafür „an die Börse gehen“, was mit einen langen bürokratischen und kostenintensiven Prozess verbunden ist. In Deutschland können nur Aktiengesellschaften und ihre Sonderformen (Kommanditgesellschaft auf Aktien – auch eine Kapitalgesellschaft) mit Aktien handeln.
Mit der IPO bezweckt ein Unternehmen die Beschaffung von Eigenkapital in Form von Aktienausschüttung um Investitionen durchführen zu können. Ein börsennotiertes Unternehmen möchte eine erleichterte Kapitalbeschaffung erreichen und sein Geschäft erweitern.
Beispiel – IPO:
200 Millionen € – Eigenkapital in der Bilanz vor der IPO
10 Millionen frei handelbare Aktien (Common Stocks) zu einem Erstemissionspreis von 20,00 € pro Aktie -> Eigenkapital von 200 Millionen €.
Nach dem Börsentag der IPO des Unternehmens resultiert auf Grund von Spekulationen seitens der Investoren ein Abschlusspreis (Closing Price) von 22,10 €.
Die Mehrpreis pro Aktie resultiert aus der Spekulationslust der Aktionäre/Investoren, welche den höheren Preis in Kauf nehmen, wenn diese sich Gewinne aus späteren Kurssteigerungen erhoffen. Daraus ergibt sich zum Börsenschluss am Tag der IPO eine Marktkapitalisierung (Marktwert) von 10 Millionen x 22,10 € = 221 Millionen €.
Die Differenz von 21 Million € wird im Eigenkapital des Unternehmens als Firmenwert (Goodwill) verzeichnet. Goodwill ist ein Sammelbegriff für immaterielle Vermögenswerte im bilanzierendem Unternehmen. Goodwill beinhaltet theoretisch den Wert des Markennamen, des technologischen Potenzials, der Geschäftspartner, der Reputation oder auch der Fähigkeiten des Managements. Der Differenzbetrag zwischen der Marktkapitalisierung zu Beginn und Ende der Erstemission wird durch die Spekulationslust der Aktionäre jedoch stark verfälscht und korreliert damit wenig mit der Realität.
Bedeutung des Börsengangs für ein Unternehmen
Der Börsengang ist nicht nur im Vorfeld langwierig und kostspielig, er birgt auch (bei und nach der IPO) Risiken. Es ist schwierig vorherzusagen, wie sich der Handel der geplant auszuschüttenden Aktien verhalten wird. Nach der Ausschüttung hat das Eigenkapital einen realen Marktwert, der vom Aktienhandel abhängig ist. Für die Bilanz ist der Aktienpreis unmittelbar zur IPO maßgebend. Der spätere Handel von Aktien eines Unternehmens beeinflusst das Eigenkapital, welches in der Bilanz verzeichnet ist, nicht unmittelbar.
Dennoch hat jede Aktiengesellschaft hohes Interesse an einem steigend-hohen Aktienkurs, denn ein hoher Aktienkurs schafft Wettbewerbsvorteile:
- Ein hoher Aktienkurs schützt vor feindlichen Übernahmen. Eine feindliche Übernahme bezeichnet den Aufkauf von Aktien einer Aktiengesellschaft durch ein anderes Unternehmen. Ist der Aktienkurs hoch (= teuer), ist die feindliche Übernahme sehr teuer und damit unattraktiv.
- Die Kapitalbeschaffung ist mit einem hohen Aktienkurs besser. Zum Einen ist das Potenzial des Unternehmens für Investoren deutlich erkennbar, zum Anderen ist die Bewertung des Unternehmens auch bei der Beschaffung von Fremdkapital hilfreich. Ein hoher, nicht zu stark schwankender Aktienkurs spiegelt zum Teil auch den Glauben der Gesellschaft/Wirtschaft an das Unternehmen wieder.
- Medien berichten über hochbewertete Unternehmen tendenziell eher und öfter. Ein hoher Aktienkurs kann also auch für Aufmerksamkeit in den Medien sorgen und damit beinahe kostenlose Werbung bedeuten. Aktiengesellschaften mit hohen Aktienkursen sind eher im Gespräch als andere Unternehmen.
- In vielen Aktiengesellschaften ist eine Beteiligung von Arbeitnehmern in Form von Aktien als Bonus üblich. Ein hoher Aktienkurs bedeutet hier eine tendenziell höhere Identifikation mit dem Unternehmen und Motivation seitens der Mitarbeiter.