In Deutschland kennen wir die drei Kostenrechnungssysteme. Kosten werden nach Art und Umfang voneinander in der Kostenartenrechnung differenziert. Direkt auf ein Produkt oder Projekt (Kostenträger) zuordenbare Kosten werden in der Kostenträgerrechnung direkt verarbeitet. Nicht direkt einem Kostenträger zuordenbare Kosten (indirekte Kosten) nehmen den Umweg in die Kostenstellenrechnung. Der Kern des Kostenmanagements ist die Kostenträgerrechnung, durch welche das Unternehmen erfährt, wie viel ein Produkt/Projekt tatsächlich kostet und über welchen Preis es vertrieben werden muss. Spezielle Kostenreduzierungsansätze wie das Target Costing oder die Wertanalyse setzen bei der Kostenträgerrechnung an und versuchen bis in die Kostenartenrechnung vorzudringen, um Kostenreduzierung zu bewirken.
Aus der Kostenträgerrechnung ergibt sich dann aus Sicht deutscher Unternehmen das Betriebsergebnis. Das Unternehmen kennt also die Kosten und Erlöse für jeden Kostenträger und folgert sein Betriebsergebnis hieraus. Dies ist jedoch ein deutscher Ansatz eines Kostenmanagementsystems, welcher in dieser Form nicht auf die Kostenrechnung in Großbritannien und in den USA übertragbar ist. Im angelsächsischen Raum herrscht eine andere Denkweise vor. Hier bemüht sich das Unternehmen ebenfalls zu Anfang alle Betriebskosten zu erfassen, jedoch nach anderem Schema.
[ad#Ad Sense Rectangle]Erfasst werden die direkten Materialkosten und direkten Fertigungs-/Montagekosten. Hinzu kommen die Werkskosten, welche alle indirekten Kosten für Betriebsmittel, Energie, IT usw. summieren. Eine echte Kostenstellenrechnung nach deutschem Muster gibt es nicht. Die Summe aus diesen Kosten stellt die Herstellkostensumme dar. Die direkten Kosten werden über den Ansatz des Process Costing bestimmt. Die indirekten Werkskosten werden ebenfalls über das Process Costing, Job-Order Costing oder Activity-based Costing ermittelt.
Hinzu kommen Kosten für Vertrieb und Verwaltung (Selling, General & Administrative – häufig mit SG&A abgekürzt).
Es ergeben sich die Gesamtkosten, welche den Gesamtumsätzen gegenübergestellt das operative Ergebnis (Gewinn/Verlust) ergeben. Das angelsächsische System ist einfacher, ihm fehlt jedoch die genaue Zuordnung der Kosten auf die Kostenträger.
Die unterschiedlichen Systeme ergeben sich aus unterschiedlichen traditionellen Denkweisen im internen Rechnungswesen im deutschen und englischen Sprachraum. Problematisch ist diese Unterschiedlichkeit für deutsche Unternehmen, welche in beiden Sprachräumen Standorte halten und daher internes Rechnungswesen betreiben. Das angelsächsische Kostenmanagementsystem ist jedoch in das deutsche System integrierbar, da beide Systeme sinnähnliche Elemente beinhalten.
Sowohl das angelsächsische als auch das deutsche Kostenmanagementsystem haben das Ziel der Berechnung des Betriebsergebnisses. Unterschiedlich ist nur die Struktur des Rechenweges. Die Integration beider Systeme ineinander ist möglich und für deutsche Konzerne sinnvoll und Praxis, führen jedoch zu Kompromissen auf Seite des angelsächsischen Systems, da dies in eine Form der Kostenträgerrechnung gebracht werden muss.
2 Gedanken zu „Integration der deutschen und angelsächsischen Kostenmanagementsysteme“
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