Die Kostenmanagementsysteme sind international überwiegend geprägt vom angelsächsischen Verständnis von Controlling (Managerial Accounting). Wenn auch West- und Ost-Europa teilweise das deutsche (mitteleuropäische) Kostenmanagementsystem verwenden, orientiert sich ein Großteil der restlichen Welt an den Kostenmanagementsystemen aus den USA. Insbesondere Südamerikanische Staaten, Indien, Australien, Neuseeland und Großbritannien verwenden das us-amerikanische Kostenmanagement (Cost Management).
Im angelsächsischen Kostenmanagement lassen sich drei Hauptgruppen von Kostenmanagement-Methoden unterscheiden:
- Special Cost Analysis Methods – Spezielle Methoden zur Kostenanalyse
- Product Costing Methodes – Produktkostenmethoden
- Value Chain Controlling – Kostenmanagement über die Wertschöpfungskette
1. Special Cost Analysis Methods
Diese Methoden sind spezielle Methoden zur Betrachtung der Kosten mit dem Ziel, die Kostenverursachung von Produkten aufzudecken und dem Vorsatz, diese Kosten intelligent zu reduzieren. Kosten intelligent zu reduzieren bedeutet in diesem Kontext, dass das Produkt günstiger, jedoch nicht schlechter wird. Diese Analysen reichen meistens weit bis in die Produktentstehung hinein und können daher auch technisches Verständnis erfordern, weshalb sie insbesondere im Wirtschaftsingenieurwesen von Interesse sind. Die Methoden kommen im betrieblichen Produktionscontrolling sowie im technischen Einkauf zur Anwendung.
Die drei bekanntesten Analyse-Methoden sind:
- Life Cycle Costing – In welchen Bereichen der Produktentstehung entstehen die meisten Kosten? Und in welchen Bereichen der Produktentstehung wird der geringste Mehrwert bzw. Anteil am Umsatz geschaffen?
- Target Costing – Wie günstig müssen Produkte sein oder wie teuer dürfen sie sein? Bestimmung der Zielkosten durch das Kosten/Nutzen-Verhältnis
- Value Analysis – Wertanalyse von Produkten durch technische Zerlegung von Produkten in ihre (Kosten-) Bestandteile. Welche Teile können wirtschaftlich substituiert (d. h. günstiger eingekauft) oder technisch substituiert (d. h. eine technisch gleichwertige, aber günstigere Alternative verbaut) werden, ohne dass der Produktnutzen wesentlich abnimmt?
2. Product Costing Methods
Product Costing ist der Hauptansatz im angelsächsischen Kostenmanagement. Im Grunde baut im produzierenden Gewerbe die gesamte Rechnung auf folgendem Schema auf:
Direct Material Costs + Direct Labor Costs + Factory Overhead + Selling, General & Administrative = Total Costs
Da dieses Basiskonzept nicht immer auf alle Probleme passt, werden im angelsächsischen Kostenmanagement drei spezielle Ansätze beschrieben:
- Process Costing – (Mehrstufige Divisionskalkulation) ist ein sehr einfacher Ansatz zur Kostenberechnung und ideal für Ein-Produkt-Unternehmen (z. Energieversorger, Kohleabbau) oder Unternehmen mit geringer Produktvielfalt. Es werden Kosten mit dem Output ins Verhältnis gesetzt, es ergiben sich die Kosten pro Menge.
- Job-Order Costing – ist eine Kostenrechnung speziell für dienstleistungsorientierte Unternehmen und Abteilungen (z. B. Consulting, Auditierung, Auftragsfertigung/Prototyping, Instandhaltung). Job-Order-Costing befasst sich mit der Problematik, wie Löhne/Gehälter für Dienstleistungsprojekte sowie indirekte Kosten (Overhead) den Projektkosten zugerechnet werden
- Activity-based Costing – (Differenzierte Zuschlagskalkulation) richtet sich wieder an produzierende Unternehmen, welche einen umfangreichen Factory Overhead (indirekte Werkskosten) haben und diesen nach Produkten (Kostenträgern) differenzieren möchten. Das Ziel der Zuordnung von indirekten Kosten nähert sich durch das Activity-based Costing sehr stark dem deutschen Verständnis für Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung an
Diese Ansätze eigenen sich zur Kostenabrechnung für Produkte bzw. Projekte.
3. Value Chain Controlling
Im Einkauf und Vertrieb zählen nicht nur Kosten für das Produkt bzw. die Produktentstehung, sondern die Gesamtkosten für Produktion und Einkauf. Kosten für Logistik, Nutzung, Instandhaltung und Entsorgung zählen hier genauso wie Kosten für die Produktentstehung (von der Entwicklung bis zur Endabnahme). Die Kostenbetrachtung ist hier also globaler. Der bekannteste Kostenbetrachtungsansatz ist das Total Cost of Ownership, die wichtigste Methode im strategischen Einkauf. Das Total Cost of Ownership (TCO) geht damit von der Kostenbetrachtung weiter als das Life Cycle Costing (LCC), welches nur innerbetriebliche Transaktionskosten berücksichtigt. Zudem geht es beim TCO nur um die reine (globale) Kostenbetrachtung, während das LCC versucht, die innerbetriebliche Entstehung von Kosten und Umsätzen gegenüber zu stellen.
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