Skalenerträge (economies of scale) beschreiben unter einer gegebenen Produktionstechnologie die Rate, mit der die Produktionsmenge wächst, wenn die Produktionsfaktoren gleichmäßig erhöht werden. Wird beispielsweise die Ackerfläche und die eingesetzte Arbeit jeweils um zehn Prozent erhöht, gibt der Skalenertrag an, um welchen Faktor sich der Ernteertrag dadurch erhöht. Die Höhe der Skalenerträge beantwortet letztlich die Frage, wie die Gesamtkosten für beliebige Produktionsmengen langfristig verlaufen.
Produktion unter gegebener Technologie
In der Produktion spielen Gesetzmäßigkeiten und Beschränkungen des Produktionsprozesses an sich eine wichtige Rolle. Um mit einer gegebenen Technologie kostenminimal produzieren zu können, ist die optimale Kombination der Produktionsfaktoren entscheidend. Beispielsweise muss das optimale Verhältnis zwischen Arbeitsstunden und Maschinenstunden gefunden werden, um mit einer gegebenen Technologie eine bestimmte Produktionsmenge zu erreichen.
Die optimale Kombination der Produktionsfaktoren lässt sich dann weiter für beliebige Produktionsmengen bestimmen. Dadurch ergibt sich dann der Verlauf der minimalen Gesamtkosten. Befindet sich die Produktion auf dieser Linie, findet keine ökonomische Verschwendung statt. Die Skalenerträge geben dann an, wie sich diese minimalen Gesamtkosten genau bewegen – sie können unterproportional, proportional oder überproportional mit der Produktionsmenge steigen. Es herrschen dann zunehmende, konstante oder abnehmende Skalenerträge.
Zunehmende Skalenerträge
Bei zunehmenden Skalenerträgen führt eine gleichmäßige Erhöhung der Produktionsfaktoren zu einem überproportionalen Anstieg der Produktionsmenge. Werden beispielsweise die Mengen der Produktionsfaktoren verdoppelt, wird die produzierte Menge mehr als doppelt so groß. Die Rate der Produktionserhöhung ist somit größer als Eins.
Daraus folgt ein unterproportionaler Anstieg der Gesamtkosten – diese werden größer, die Steigerung erfolgt aber in kleiner werdenden Schritten. Für eine Verdopplung der Produktion ist weniger als das Doppelte an Produktionsfaktoren und damit auch weniger als das Doppelte an Kosteneinsatz notwendig. Im Bereich zunehmender Skalenerträge fallen somit langfristig die Stückkosten (auch in Abwesenheit der Fixkosten).
Zunehmende Skalenerträge können teilweise oder über die ganze Produktionsmenge auftreten. Bei kleinen Produktionsmengen und damit kleinen Unternehmen oder auch bei jungen Branchen, die am Anfang der Entwicklung stehen, treten zunächst zunehmende Skalenerträge durch bessere Arbeitsteilung und Synergieeffekte auf. Mit zunehmender Unternehmensgröße oder Ausreifung der Branche werden die Skalenerträge dann konstant.
Es gibt aber auch Branchen, in denen zunehmende Skalenerträge durchgängig beobachtet werden können. Der Größenvorteil eines Unternehmens bleibt dann erhalten. Es wäre dann kosteneffizient, wenn nur ein Unternehmen die Produktion übernehmen würde. Zunehmende Skalenerträge sind eine Ursache für sogenannte natürliche Monopole – womit dann ein neues ökonomisches Problem entsteht. Vor allem Branchen mit Netzeigenschaften, beispielsweise der Energiesektor oder auch die Bahn, fallen in diesen Bereich. Diese Branchen werden dann in der Regel staatlich reguliert.
Konstante Skalenerträge
Bei konstanten Skalenerträgen führt eine gleichmäßige Erhöhung der Produktionsfaktoren zu einem proportionalen Anstieg der Produktionsmenge. Werden beispielsweise die Mengen der Produktionsfaktoren verdoppelt, verdoppelt sich auch die produzierte Menge. Die Rate der Produktionserhöhung ist somit genau Eins.
Daraus folgt ebenfalls ein proportionaler Anstieg der langfristigen Gesamtkosten. Ein doppelter Faktoreinsatz führt zu doppelter Produktion und doppelten Kosten. Die langfristigen Stückkosten sind somit konstant (und entsprechen den langfristigen Grenzkosten).
In der volkswirtschaftlichen Theorie werden für gewöhnlich konstante Skalenerträge unterstellt. Diese Annahme ist auch nicht unrealistisch. In der Praxis sind die Vorteile besserer Arbeitsteilung und Synergieeffekte beispielsweise junger Branchen nur für eine gewisse Zeit vorhanden. Mittel- und langfristig verschwinden diese Vorteile. Ebenso können die Nachteile abnehmender Skalenerträge nicht langfristig plausibel existieren. Somit bewegen sich die meisten Branchen im Bereich konstanter Skalenerträge.
Abnehmende Skalenerträge
Bei abnehmenden Skalenerträgen führt eine gleichmäßige Erhöhung der Produktionsfaktoren zu einem unterproportionalen Anstieg der Produktionsmenge. Werden beispielsweise die Mengen der Produktionsfaktoren verdoppelt, steigt die produzierte Menge um weniger als das Doppelte. Die Rate der Produktionserhöhung ist somit kleiner als Eins.
Daraus folgt ein überproportionaler Anstieg der langfristigen Gesamtkosten. Ein doppelter Faktoreinsatz und damit doppelte Kosten ermöglichen keine doppelte Produktion. Die langfristigen Stückkosten sind somit steigend.
Abnehmende Skalenerträge können beispielsweise durch erhöhte Anforderungen an Kommunikations- und Koordinationsaufgaben mit steigender Unternehmensgröße entstehen. Größere Unternehmen haben somit erhöhte Management- und Organisationsanforderungen. Hier besteht dann ein Größennachteil des Unternehmens und somit auch Produktivitätsnachteile. Langfristig werden sich die meisten Unternehmen von einer solchen Situation fernhalten. Es wird somit ein Ausgleich zwischen besserer Arbeitsteilung und erhöhten Managementanforderungen gesucht.
Die Wirkung des technischen Fortschritts
Die Diskussion um die Skalenerträge erfolgt unter der Annahme, dass sich die Produktionstechnik nicht verändert. Im Laufe der Zeit besteht aber technischer Fortschritt. Im Zusammenhang mit den Skalenerträgen wirkt technischer Fortschritt potenziell auf zwei Arten.
Zunächst einmal sorgt technischer Fortschritt für sinkende Gesamtkosten. Mit den gleichen Mengen an Produktionsfaktoren kann nun mehr produziert werden oder – anders herum formuliert – die gleiche Produktionsmenge kann nun mit weniger Einheiten an Produktionsfaktoren erreicht werden. Ebenfalls kann die optimale Kombination der Produktionsfaktoren durch technischen Fortschritt verändert sein, weil beispielsweise Maschinenstunden relativ billiger werden. Diese Möglichkeit ist in den gesunkenen Gesamtkosten ebenfalls enthalten.
Weiterhin kann auch der Verlauf der Gesamtkosten sich verändern und somit die Bereich der zunehmenden, konstanten und abnehmenden Skalenerträge. So könnte beispielsweise eine Branche, die zuvor unter konstanten Skalenerträgen gearbeitet hat, nach einem technischen Sprung in einem Bereich zunehmender Skalenerträge liegen. Zum Beispiel gibt es neue Möglichkeiten der (technischen) Arbeitsteilung. Diese Vorteile können nun genutzt werden, bis mittel- oder langfristig wieder der Bereich konstanter Skalenerträge erreicht wird. Historische Beispiele für diese Situation wären die Einführung der Fließbandproduktion oder die Einführung von Industrierobotern. Im Zuge der Digitalisierung ist ein solcher Effekt ebenfalls wieder zu erwarten.