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Deutschlands Wachstumsmotor: Hidden Champions aus der Provinz

Beim Stichwort Weltmarktführer fallen einem sofort Unternehmen wie Amazon, Google oder Apple ein. Sie sind überaus erfolgreich und fast jedem bekannt. Doch es gibt auch umsatzstarke Firmen, die kaum jemand kennt. Sie werden Hidden Champions genannt. Deutschland hat jede Menge davon.

Bei den Hidden Champions handelt es sich in der Regel um kleine oder mittelständische Unternehmen. Sie fallen mit ihren Produkten und Dienstleistungen kaum auf, weil sie sich in Nischen bewegen, und sind dennoch weltweit führend. Oft sind sie familiengeführt und haben ihren Sitz in der deutschen Provinz.

Ein Großteil ihres Umsatzes kommt über den Export. Sie legen ihren Fokus auf Spezialisierung und sind oft Pioniere auf dem Markt oder haben ihre Vormachtstellung kontinuierlich ausgebaut. Maschinen und Werkzeuge werden oft intern entwickelt, sodass sich Hidden Champions nur schwer imitieren lassen.

 

Deutschlands unbekannte Weltmarktführer

Die Universität St. Gallen hat einen Weltmarktführerindex entwickelt, in dem sich mehr als 1.000 Hidden Champions befinden. Berücksichtigt wird nur, wer in seinem Markt den höchsten oder zumindest zweithöchsten Marktanteil hat, jährlich mindestens 50 Millionen Euro erwirtschaftet – davon mindestens 50 Prozent im Ausland – und auf mindestens drei Kontinenten agiert.

Aktuell enthält der Index fast 500 deutsche Unternehmen. Das sind viele, aber wesentlich weniger als in anderen Erhebungen, deren Kriterien jedoch nicht so streng sind. Denn für den Begriffs des Weltmarktführeres gibt es keine allgemeingültige Definition bzw. Abgrenzung.

So hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) 2015 1.600 mittelständische Weltmarktführer in Deutschland gezählt und die Hidden Champions in drei Kategorien klassifiziert. Da wären zum einen die Unternehmen, die sich in Nischen spezialisiert haben, die für Konzerne unattraktiv sind. Hidden Champions können aber auch in schrumpfenden Märkten Erfolg haben, weil sich der Markt konsolidiert.

Hierbei handelt es sich oft um Traditionsunternehmen. Zum Dritten gibt es Weltmarktführer in schnell wachsenden Märkten, die nicht lange Hidden Champions bleiben, weil sie viel Geld einsammeln und schnell wachsen.

 

Gute Ausbildung als Fundament

Das ZEW hat Deutschland im vergangenen Jahr auf Rang vier der innovationsstärksten Länder platziert. Im Innovationsindikator 2017 führen die Schweiz und Singapur, doch wir punkten unter anderem mit unserer guten beruflichen Ausbildung, vielen promovierten Spitzenkräften und Patenten. Negativ wirkt sich aus, dass der deutsche Staat die Forschung und Entwicklung in Unternehmen weiterhin nicht steuerlich fördert. Andere Länder sind hier fortschrittlicher.

Mit Bilstein, Knorr-Bremse, Hella, ZF Friedrichshafen oder Schaeffler gehören einige renommierte Automobilzulieferer zu den Hidden Champions, die wiederum von kleineren Unternehmen beliefert werden (Quelle: www.ortlieb.net), die regional bereits sehr erfolgreich sind und es vielleicht auch irgendwann in den Weltmarktführerindex schaffen.

Wichtig auf dem Weg dorthin sind jedoch nicht nur innovative Produkte, sondern der Aufbau einer starken Marke, denn die kann nicht kopiert werden. So kann man sich auch gegen aufstrebende Märkte wie China oder Indien durchsetzen.