Scrum und Kanban gehören zu den Spitzenreitern der agilen Methoden.

Projektmanagement-Methoden: Kanban und Scrum

Agilität in Unternehmen wird immer wichtiger. Obwohl der Begriff an sich nicht neu ist, hat er gerade in den letzten Jahren an Wichtigkeit zugenommen. Gerade im Projektmanagement geht heute kaum noch etwas ohne Kanban und Scrum. 

Woher stammt der Begriff Agilität?

Die Agilität ist kein wirtschaftswissenschaftliches, sondern streng betrachtet ein soziologisches Konzept – und taufrisch ist es auch nicht mehr. Schon in den 1950er Jahren entwickelte der Soziologe Talcott Parsons die Anforderungen eines sich an die Umwelt anpassungsfähigen Systems. Aus den vier Eigenschaften, die erfüllt werden müssen, ist die Abkürzung „AGIL“, zu Deutsch: Agilität entstanden. 

Diese vier Eigenschaften sind:

  • Adaption: die Anpassungsfähigkeit
  • Goal Attainment: die Zieldefinition
  • Inclusion: die Fähigkeit zur Inklusion
  • Latency: die Fähigkeit, Dinge die beibehalten werden sollten, von anderen zu trennen

Agile Methoden werden immer wichtiger

So viel zur Vorgeschichte. Seit den 1950er Jahren hat sich einiges getan. Die agilen Methoden sind theoretisch ausgebaut worden, wurden auf der anderen Seite aber auch immer häufiger in der Praxis erprobt. 

Neue Studien deuten darauf hin, dass kein Ende des Trends in Sicht ist. Im Vergleich zum Jahr 2015 sind die agilen Methoden 2017 deutlich beliebter geworden. 

Obwohl es mittlerweile eine große Anzahl an agilen Projektmanagement-Methoden gibt, liegen dabei zwei Vertreter unangefochten an der Spitze: Scrum und Kanban. 

Doch wo liegen die Unterschiede?

Was macht die agile Methode Scrum aus?

Besonders im Projektmanagement wird Scrum sehr gerne genutzt. Aktuelle Umfragen kommen zu dem Ergebnis, dass 85 Prozent der befragten Unternehmen für agiles Projektmanagement am liebsten Scrum nutzen. Natürlich hängt die Wahl der Methode davon ab, welche Ausrichtung das Unternehmen hat und so werden auch andere Methoden, wie beispielsweise Kaizen, verwendet.

Zentral für Scrum ist, dass die einzelnen Phasen des Projekts in kleine Einheiten, die sogenannten Stories eingeteilt werden. Das macht sie überschaubarer und leichter zu bearbeiten.

Denn nach den Stories kommt der zweite Clou der Methode: Das Team muss die Aufgabe innerhalb einer konkreten Zeit erledigen. Weil das schnell gehen soll, nennt man diese Zeitspanne Sprint. 

Damit alle den Überblick behalten, wird das gesamte Projekt mit seinen einzelnen Aufgaben an dem Scrum Board deutlich gemacht. Die Aufgaben, die noch erledigt werden sollen, werden auf einer to-do-Liste, dem sogenannten Backlog, zusammengefasst. Wenn sie dann bearbeitet werden, kommen sie in die Abteilung Work-in-progress.

Die Unterschiede von Kanban zu Scrum

An zweiter Stelle der beliebten Projektmanagement-Methoden steht Kanban. Die Herangehensweise ist eine etwas andere. Bei Kanban geht es hauptsächlich darum, dass der Arbeitsablauf nicht unterbrochen, sondern kontinuierlich weitergeführt wird.

Auch bei Kanban wird mit einem Board und unterschiedlichen Teilaufgaben gearbeitet. Die heißen bei dieser Methode allerdings Tickets. Das Board an sich ist etwas anders aufgebaut, als das Scrum Board. Bei Kanban gibt es sowohl Spalten als auch Zeilen. Die Spalten begrenzen die Arbeitsschritte, denn in jeder Spalte darf nur immer genau ein Schritt stehen. Warum das so ist? Wir erinnern uns, dass bei Kanban der kontinuierliche Workflow im Mittelpunkt steht. Daher ist die Konzentration auf die zügige Abarbeitung der verschiedenen Arbeitsschritte eines Projektes nur folgerichtig.

Auch Multitasking soll durch Kanban verhindert werden. Neuere Studien deuten nämlich darauf hin, dass Multitasking die Produktivität gar nicht ankurbelt, sondern das Gegenteil bewirkt. Der Mitarbeiter springt bei dieser Arbeitsform von einer Aufgabe zur nächsten, ohne eine zu beenden. Das lähmt die Effizienz und Effektivität.

Kanban trägt dieser Einsicht Rechnung und erlaubt erst eine neue Aufgabe zu beginnen, wenn die ursprüngliche erledigt ist. Trödeln darf man dabei trotzdem nicht: Um ein klein wenig produktiven Druck auszuüben, wird die Zeit gestoppt, die benötigt wird, bis die Aufgabe erledigt ist. Das dient auch der internen Verbesserung des Teams. Ist das ursprüngliche Ticket abgearbeitet, kann das Team gemeinsam überlegen, wie die Aufgabe in Zukunft schneller erledigt werden kann. 

Damit zeigt sich der große Unterschied zwischen den beiden Methoden: Scrum ist für sehr komplexe und gewaltige Projekte ein geeignetes Tool, während Kanban für Projekte gut ist, bei denen verschiedenen Teams miteinander arbeiten müssen und interdisziplinäre Arbeitsaufgaben erledigt werden. 

 

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