MTM – Universelles Analysier System

MTM steht für Methods-Time Measurement und gilt heute als Maßstab mit international anerkannten Standards für die Optimierung von Prozessen, insbesondere in der Fertigung und Montage. Das MTM-Grundsystem (MTM-1) hat seinen Ursprung in der Industrialisierung und wurde für die Bedürfnisse in der Massen- und Großserienfertigung entwickelt.

Die Zeiten von Industrialisierung sind in der westlichen Welt jedoch längst vorbei und auch in Schwellenländern setzt sich immer mehr das flexible Fertigungsprinzip (wie etwa die Gruppenfertigung) durch. Eine Fabrik steht heute nicht mehr in einem sich schwerfällig wandelndem Umfeld, sondern wird mit ständig schwankender Nachfrage von verschiedenen und häufig sehr komplexen Produkten konfrontiert. Kleinere Stückzahlen sind heute sehr viel häufiger in der westlichen Produktion anzutreffen als eine Massenfertigung. Hinzu kommen verkürzte Produktlebenszyklen, bei einer höheren Variantenvielfalt und Kundenindividualität. Der Ausbildungsgrad der Produktionsmitarbeiter ist höher als bei der Massenfertigung, zudem sind die Mitarbeiter weniger routiniert und haben in der Regel einen größeren zeitlichen und räumlichen Verantwortungsbereich.

Die Anforderungen an eine Produktion werden immer anspruchsvoller, trotz hoher Produktivität sollen Fabriken dazu in der Lage sein, ihre Fertigung in wenigen Tagen umstellen sowie Aufträge flexibel und mit kurzen Reaktionszeiten handhaben zu können. Das MTM-Grundsystem lässt sich zwar für die Prozessanalyse zur Erarbeitung der Datenbasis verwenden, welche für die Planung und Optimierung von Produktionsprozessen verwendet wird, ist jedoch nicht optimal auf die flexiblen Abläufe in der Serienfertigung abgestimmt, denn in der Serienfertigung ist die Arbeitsunterweisung weniger detailliert und mit mehr Entscheidungsfreiräumen beschrieben.

Universelles Analysier System

Die Deutsche MTM-Vereinigung e. V. bietet speziell für die Serienfertigung, insbesondere für die Mittelserienfertigung, das System und Weiterbildungsmodul MTM-UAS (Universelles Analysier System) an. Betrachtungsraum ist demnach die auftragsorientierte Fertigung mit Wiederholungscharakter. Es gibt wechselnde Arbeitsvorgänge, welche sich im begrenzten Variantenspektrum wiederholen. Die Arbeitsabläufe treten in längeren Zyklen auf, als in der Massen-/Großserienfertigung. Die Mitarbeiter sind weniger routiniert und haben mehr Entscheidungsfreiräume, folglich ändern sich die Bewegungsabläufe von Stück zu Stück geringfügig.

Das Universelle Analysier System ist besonders für die Automobilbau-, Luftfahrzeugbau- sowie für zugehörige Zulieferindustrie von Bedeutung. Auch für ganz andere Bereiche, wie etwa die Möbelindustrie und Produktion von mechatronischen Produkten ist MTM-UAS anwendbar. Sogar Logistikprozesse und Prozesse am Büro-Arbeitsplatz lassen sich mit diesem System beschreiben.

Für die Beschreibung von Produktionsprozessen in der Serienfertigung gibt MTM-UAS ein Bausteinsystem mit Grundvorgängen und Standardvorgängen vor.

Grundvorgänge:

  • Aufnehmen und Platzieren
  • Platzieren
  • Hilfsmittel handhaben
  • Betätigen
  • Bewegungszyklen
  • Körperbewegungen
  • Visuelle Kontrolle

Standardvorgänge sind komplexe Aufgaben, welche aus Grundvorgängen systematisch zusammen gesetzt sind, beispielsweise das Auspacken von Gegenständen, die Verschraubung oder das Einspannen eines Werkstücks mit einem Schraubstock. Auch können eigene Standardvorgänge definiert werden.

Die Grund- und Standardvorgänge werden mit Datenkarten beschrieben, welche Normzeitwerte (in der Zeiteinheit 1 TMU = 0,036 Sekunden) und Ergänzungswerte unter Beachtung von bestimmten Parametern (Bewegungslängen, Gewicht, Platziergenauigkeit und Schwierigkeit der Handhabung) ausweisen.

Mit dem MTM-UAS lassen sich Produktionsprozesse in der Serienfertigung effizient und zielführend beschreiben, ohne sich im Detail zu verlieren. Das Modul MTM-UAS ist als Weiterbildungskurs bei der Deutschen MTM-Vereinigung e. V. belegbar, Teil der Ausbildung zum MTM-Praktiker-Diplom (MTM-Zertifizierung) und insbesondere im mittelstandsgetriebenen Deutschland sehr begehrt. Für Studenten interessant: Modul ist Bestandteil in der Kompaktausbildung für Studenten „Basic MTM“.

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