Kapitalkosten und Risiko-Einfluss

Ein Unternehmen benötigt Eigen- und Fremdkapital, um Kundenbedürfnisse zu befriedigen. Eigen- und Fremdkapital verursacht Kosten. Diese Kapitalkosten sind Einnahmequellen von Kapitalgebern. Unter Kapitalkosten wird die von Kapitalgebern geforderte Mindestrendite verstanden.

Kapitalkosten durch Fremdkapital

Sind Kreditinstitute Kapitalgeber, fällt für entsprechendes Kapital – sogenanntes Fremdkapital – Zinsen an. Diese Fremdkapitalzinsen sind als effektiver Jahreszins vergleichsweise einfach zu kalkulieren. Durch staatliche und privatwirtschaftliche Förderung hängen Fremdkapitalzinsen nicht unbedingt vom Risiko der Investition ab, da es Förderkredite für Unternehmen zu verhältnismäßig günstigen Konditionen gibt. Ohnehin ist das Risiko bei Fremdkapitalfinanzierung in der Bundesrepublik Deutschland begrenzt und bedingt einer gründlichen Prüfung von Vorbedingungen.

Die vereinfachte Formel für die Berechnung des effektiven Jahreszinssatzes:

Dabei gilt:

Zu den Kreditkosten zählen neben den Zinsen auch Bearbeitungsgebühren und alle anderen Kosten (Restschuldversicherungen etc.). Diese Kosten werden in der Regel dadurch berücksichtigt, dass der Auszahlungsbetrag um diese gekürzt ist.

Fremdkapitalzinsen sind insbesondere für Unternehmensgründungen ein sehr ernstes Geschäft. Kann ein Unternehmen die Fremdkapitalkosten – unabhängig aus welchen Gründen – nicht erwirtschaften, ist das Unternehmen nicht überlebensfähig.

Kapitalkosten durch Eigenkapital

Eigenkapitalgeber werden nicht durch Zinssätze wie bei Kreditinstituten befriedigt, sie kalkulieren jedoch mit einem Zins, der ihnen von einer nicht getätigten Investition in festverzinsliche Anlagen erbracht worden wäre. Diese Opportunitätskosten sind die Basis der Eigenkapitalkosten. Zu dieser Basis hinzu kommen jedoch je nach Risiko Aufschläge.

Die Rendite erfolgt in Form von Dividenden bzw. Gewinnausschüttungen und Anteilen. Ein etabliertes Unternehmen, welches diese Eigenkapitalzinsen nicht erwirtschaften kann, ist nicht attraktiv für Investoren und auf Dauer nicht überlebensfähig. Unternehmensgründungen stehen in einem anderen Licht und können die ersten Jahre (Anlaufzeit) bewusst unrentabel laufen, wenn die spätere Chance einer umso höheren Rendite für die Eigenkapitalgeber in Aussicht steht.

Dividenden sind Ausschüttungen von Teilen des Gewinns und Gesellschafter/Mitglieder/Aktionäre einer Genossenschaft oder Aktiengesellschaft. Nach ähnlichem Prinzip erfolgt dies auch als Gewinnausschüttung an Gesellschafter einer GmbH. Die Ausschüttungshöhe orientiert sich an der Gewinnhöhe.
Zudem können Sonderdividenden – welche unabhängig von dem erwirtschafteten Gewinn kalkuliert werden – vereinbart werden und damit Kapitalkosten darstellen.

Ein ebenfalls für Eigenkapitalgeber lukratives Einkommen sind Anteile am Unternehmen. Die Anteilsbeträge sinken und steigen mit dem Unternehmenswert.

Die gesamte Rendite des Unternehmens einer Jahresperiode wird im Total Shareholder Return (TSR) angegeben.

Der Marktwert ist unterschiedlich zu berechnen. Bei einer Aktiengesellschaft kann der Marktwert durch die Summe der ausgeschütteten Aktien (Shares Outstanding) multipliziert mit dem aktuellen Aktienpreis bestimmt werden. Da sich Aktienpreise und -menge, und somit auch der Marktwert, minütlich ändern, werden beim TSR grundsätzlich die Zeitpunkte der Jahresabschlüsse vergleichen.

Risikoprämie – Einfluss des Risikos auf die Kapitalkosten

Der Grundsatz lautet: Je höher das Anlagerisiko, umso höher die Kapitalkosten.

Leitsätze gibt das Preismodell für Kapitalgüter (CAPM – Capital Asset Pricing Model) vor, das auf die Bewertung von risikobehaftete Anlagemöglichkeiten im Kapitalmarkt eingeht.

Durch höhere Kapitalkosten versuchen sich Kapitalgeber mit einer Risikoprämie abzusichern. Risikoreiche Kapitalanlagen gelten so auch als besonders lukrativ. Wichtig ist eine Risikobetrachtung. Das für eine Anlage betrachtete Gesamtrisiko lässt sich aufspalten in systematische und unsystematische Risiken.

Systematisches Risiko:

Das systematische Risiko kann durch branchenübergreifende Diversifikation eines Aktienportfolios gemindert, jedoch nie reduziert werden. Es wird daher auch Marktrisiko genannt. Wenn beispielsweise eine Automobilkrise existiert, werden mehr oder weniger alle Automobilfirmen und damit auch deren Anleger unter dieser Branchenkrise leiden.
Banken bieten für Privatanleger hierfür Fonds an, welche eine Risikomischung aufweisen, die das systematische Risiko mindern soll, damit jedoch auch die Gewinnerwartung absenkt. Risikomischungen sind in mehreren Stufen möglich. Eine Risikomischung von Anlagen in nur einer Branche ist sicherer als die Anlage in nur ein Unternehmen, aber nicht so sicher wie eine Anlage mit Risikomischung über verschiedene Branchen und Nationen verteilt. Das systematische Risiko kann jedoch nicht vollständig gesenkt werden, denn Aktien und auch sonstige Anlagealternativen sind nicht vollständig voneinander unabhängig, selbst auf oberster Ebene steht die Weltwirtschaft als globaler Zusammenhang.

Das systematische Risiko kann auch branchenübergreifend und teilweise international umfassend sein, beispielsweise bei Naturkatastrophen (wie das Erdbeben im Frühjahr 2011 in Japan, worunter nahezu jedes börsennotierte Unternehmen in Japan zu leiden hatte) oder politische Veränderungen (Umstürze, Zensur, aber auch demokratische Beschlüsse, beispielsweise der Ausstieg aus der Atom-Energie).

Unsystematisches Risiko:

Das unsystematische Risiko ist die Korrelation der Rendite einer Aktie mit der Rendite eines Marktportfolios. Das Risiko resultiert aus Fehlern im Management, beispielsweise falsche Preispolitik, Produktionsfehler oder falsches Marketing. Deutlich wird das unsystematische Risiko durch Vergleich z. B. einer Aktie mit dem zugehörigen Aktienindex oder den Aktienkursen der Branchenführer. Im Kontext solcher Vergleiche wird auch vom Beta-Faktor (β) gesprochen. Jedes börsennotierte Unternehmen hat einen eigenen Beta-Faktor.

Der Beta-Faktor drückt das spezifische Risiko eines Einzelpapiers durch Gegenüberstellung mit einem Aktienindex aus. Der Beta-Faktor kann grafisch dargestellt werden und verdeutlicht damit die Volatilität (Schwankung) einer Aktie im Vergleich zum herangezogenen Aktienindex.

Risikolose Wertpapiere (z. B. Bundesanleihen) haben den Beta-Faktor β = Null.

 

Gesamtkapitalkosten – Kosten aus Fremd- und Eigenkapital

Um Investitionsprojekte (beispielsweise die Fuhrparkerweiterung, Markterschließung oder auch die erstmalige Unternehmensgründung) bewerten zu können, sind die gesamten Kapitalkosten zu betrachten, denn mindestens diese muss die Investition wieder einbringen (Mindestrendite).

Für die Bestimmung der Gesamtkapitalkosten gibt es diverse Ansätze, der bekannteste und im angelsächsischen sowie deutschen Sprachraum verbreiteteste Ansatz ist der Ansatz der gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (WACC – Weighted Average Cost of Capital) . Mit diesem Kapitalkostensatz (in %) kann können die durchschnittlichen Gesamtkapitalkosten (engl. Capital Charge) durch Multiplikation des WACC mit dem Eigen- und Fremdkapital berechnet werden.

Bei den Fremdkapitalzinsen ist in der Regel der Steuersatz s (Ertragssteuer) zu berücksichtigen, da diese Steuern abzugsfähig sind.

 

 

 

 

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