In diesem Gastartikel schreibt Milan Klesper, ein ehemaliger Studienberater, über die drei Wege, ein Wirtschaftsingenieur-Studium aufzunehmen. Milan hat viele Jahre an einer Fachhochschule Studieninteressente bei der Studienwahl beraten. Mittlerweile gibt er sein Wissen im Internet mit Hilfe von seriösen und unabhängig erstellten Studienwebseiten weiter.
Wussten Sie, dass es in Deutschland insgesamt 121 Studienorte für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen gibt? Wenn man bedenkt, dass insgesamt 200 Hochschulen deutschlandweit ein Studium im Bereich der Ingenieurwissenschaften anbieten, ist das eine ziemlich große Auswahl, die Studieninteressenten da haben. Allerdings lässt sich die Auswahl zumindest etwas verkleinern, je nachdem, für welche Studienform man sich interessiert. Nachfolgend gebe ich einen Überblick über die drei in Frage kommenden Studienmodelle.
Etabliert: Das Vollzeitstudium
Wenn man über ein Studium spricht, meint man meist das „normale“ Studium, also das Vollzeitstudium. Hierbei ist man von Hauptberuf „Student“ und darf nur einem Nebenjob mit max. 20 Studenten Arbeitszeit pro Woche nachgehen. Das Vollzeitstudium wird nahezu ausschließlich von (Technischen) Universitäten und Fachhochschulen angeboten.
Bei einem Vollzeitstudium Wirtschaftsingenieurwesen verbringt man ungefähr die Hälfte seiner Studienzeit in der Hochschule. Hier lernt man entweder in praktischen Seminaren im Labor oder in theoretischen Vorlesungen im Hörsaal. Die andere Hälfte der Studienzeit verbringt der Vollzeitstudent mit Hausarbeiten, dem Verfassen von wissenschaftlichen Aufsätzen oder Präsentationen und der Nacharbeitung der Studieninhalte.
Je nach Hochschule bestehen die Semestergruppen aus 40 bis zu mehreren hundert Studierenden. Die Vorlesungen und Seminare finden im Zeitraum von Montag bis Freitag von morgens bis abends statt. Allerdings hat man nicht durchgehend den ganzen Tag Vorlesungen, sondern am einen Tag beispielsweise von 09:00 bis 14:00 Uhr und an einem anderen Tag von 12:00 bis 18:00 Uhr. Es kann außerdem vorkommen, dass ein Tag pro Woche frei ist zum Lernen und Nacharbeiten.
Weitere Informationen bietet dieser Studienführer.
Boomend: Das duale Studium
Ein duales Studium hat in den vergangenen Jahren enormen Zulauf erhalten. Allein in den letzten 6 Jahren hat sich die Zahl der dualen Studenten fast verdoppelt, die Zahl der teilnehmenden Unternehmen ist ebenfalls um mehr als das Doppelte gestiegen. Das Besondere bei einem dualen Studium (auch BA Studium oder Verbundstudium genannt): Man verbindet eine Ausbildung oder ein Langzeitpraktikum mit einem Bachelor-Studium. So kann man nach der Studienzeit von meist 3-4 Jahren sowohl einen akademischen als auch einen Berufsabschluss bzw. tiefgreifende Praxiserfahrungen vorweisen. Das duale Studium wird vor allem von Fachhochschulen, speziellen Dualen Hochschulen oder Berufsakademien angeboten. An Unis hält sich das Angebot für duale Wirtschaftsingenieur Studiengänge noch stark in Grenzen.
Bei einem dualen Studium wechseln sich die Theoriephasen in der Hochschule oder Berufsakademie und die Praxisphasen im Unternehmen in regelmäßigen Abständen ab. Das meistverbreitete Modell ist die dreimonatige Variante: Auf drei Monate Ausbildung im Betrieb folgen drei Monate Studium. Durch diesen begrenzten Zeitraum muss man allerdings bereit sein, in recht kurzer Zeit viel zu lernen. Daher sind auch die Vorlesungszeiten pro Woche länger als bei einem Vollzeitstudium.
Die Studiengruppen bestehen meist aus 20-40 Studierenden. Durch diese kleinen Gruppen ist es einfacher, den vielen Lernstoff zu verstehen.
Weitere ausführliche Infos bietet diese Webseite. Hier gibt es auch eine Auflistung aller dualen Wirtschaftsingenieurwesen Studiengänge.
Nachgefragt: Das berufsbegleitende Studium
Auch das Modell des berufsbegleitenden Studiums ist immer beliebter. Durch die sich schneller ändernden Herausforderungen für Arbeitnehmer wird es für alle, die noch einige Schritte auf der Karriereleiter nach oben steigen wollen, interessant, sich neben dem Beruf noch weiterzubilden. Hierzu kann man zwischen akademischen Studiengängen und Weiterbildungen wählen. Berufsbegleitende Studiengänge werden als Bachelor oder Master angeboten, bei Weiterbildungen erhält man ein Zertifikat über die Teilnahme. Für die Karriere sind Studienabschlüsse sicherlich vorteilhafter.
Berufsbegleitende Studiengänge, egal ob als Abendstudium oder Fernstudium, werden mittlerweile deutschlandweit von einigen hundert Institutionen angeboten. Darunter sind Universitäten, Fachhochschulen und auch Akademien, die mit staatlichen Hochschulen zusammenarbeiten. Zudem reicht die Bandbreite von kostenlosen bzw. günstigen Studienangeboten bis zu Studiengebühren in Höhe von mehreren tausend Euro. Wer sich für ein berufsbegleitendes Wirtschaftsingenieurwesen Studium interessiert, sollte also auf jeden Fall vergleichen.
Bei einem Abendstudium geht man tagsüber normal seiner Arbeit nach und hat abends Vorlesungen an einer Hochschule oder Akademie. Hier trifft man auf Beschäftigte aus den unterschiedlichsten Branchen und Bereichen, was einen hohen Networking-Faktor entstehen lässt. Für diejenigen, die es nicht zu den entsprechenden Studientagen pünktlich aus dem Büro schaffen, gibt es das Fernstudium. Hierbei lernt man autonom anhand von Studienbriefen und online einzusehenden Aufgaben zu Hause oder wo auch immer man gerade Zeit hat.
Weitere Informationen bietet diese Webseite, auf der auch alle Abend- und Fernstudiengänge im Wirtschaftsingenieurwesen aufgeführt werden.
Fazit: Für jeden gibt es das passende Studium
Die ersten beiden Studienmodelle kommen vor allem für Schulabgänger und junge Studieninteressenten in Frage. Denn jemand, der bereits seit einigen Jahren im Berufsleben steht, will und kann sicherlich nicht so einfach auf einen regelmäßigen Gehaltseingang für den Lebensunterhalt verzichten. Hier ist dann entsprechend ein berufsbegleitendes Studium die richtige Wahl.