Buchempfehlung: Geheime Botschaften

Keine Verschlüsselung ist absolut sicher,
jeder Code knackbar

und wenn es auch nur durch Ausprobieren passieren mag.

… so heißt es immer wieder. Doch wer das Buch Geheime Botschaften zu Ende gelesen hat, könnte seine Ansicht dazu vielleicht noch mal ändern. Das Buch ist meiner Meinung nach ein sehr gutes populärwissenschaftliches Werk, welches sich an Laien und Fortgeschrittene richtet. Dem Autor Simon Singh geht es merklich um die Vermittlung von Wissen über die Kryptografie, er schneidet viele Themen aus der Vergangenheit und Gegenwart an und gibt ein Einblick, wie die Zukunft der Kryptografie aussehen könnte.

Zu Anfang enthält das Buch sehr viel Geschichtsanteil und es wird auf Errungenschaften von einzelnen Personen eingegangen. Am Anfang des Buches geht es hauptsächlich um die Kryptoanalyse, also der Kryptoanalyse, also der Entschlüsselung von geschichtlichen Texten und sogar Sprachen, wie der altgriechischen Schrift Linear-B.


Im Buch wird außerdem sehr auf die vergangenen Verschlüsselungsmethoden in den Weltkriegen und deren geschichtlicher Bezug eingegangen. So z. B. auf die Enigma auf der deutschen Seite, welche zur Zeit nach dem ersten Weltkrieg bis in den zweiten Weltkrieg hinein die Verschlüsselung beschleunigte oder die Navajo-Codesprecher auf der Seite der US-Amerikaner.

Ein Höhepunkt des Buches ist die Erklärung zur Entstehung und über das Prinzip der RSA-Verschlüsselung und warum die Sicherheit von RSA bis jetzt eigentlich nur von der Schlüssellänge abhängt. Bei ausreichend langem Schlüssel, ist die RSA-Verschlüsselung selbst mit heutigen Supercomputern nicht in einem Menschenleben (angeblich nicht mal in der Existenzzeit des Universums) zu knacken. Diese Stelle ist alles andere als zur Kategorie „unnützes Wissen“ zugehörig, denn jeder Software-Entwickler sollte wenigstens das Prinzip der RSA-Verschlüsselung verstanden haben.

In Zukunft, so der Autor, wird jede RSA-Verschlüsselung (mit noch so langen Schlüsseln, die in der Praxis nützlich wären) dank Quantencomputer innerhalb eines Tages (und wahrscheinlich binnen Sekunden bis Minuten) zu knacken sein. Dem entgegen steht die Quantenkryptografie, welche schon in Experimenten (ohne besonders große Distanzen) bewerkstelligt werden kann und eine absolut abhörsichere Kommunikation gewährleisten soll. Die Quantenkryptografie wird im letzten Kapitel behandelt, das abstrakteste und nicht besonders einfach zu verstehende Kapitel. Zwar kann man dem im Buch Gesagtem immer glauben und die Schlussfolgerungen dann auch recht gut nachvollziehen, die Problemlösungen jedoch selbst zu beschreiben, fällt schwer.

Jeder, der über die Quantenmechanik nachdenken kann, ohne dass ihm schwindelig wird, hat sie nicht verstanden. (Niels Bohr)

Positiv fällt auf, dass das Buch weder anspruchslos, noch zu hoch gestochen ist, so dass man es als Laie verstehen kann. Es hat zudem einen großen Anhang, welcher sehr viele Informationen und auch Mathematik über Verschlüsselungs-Know-How bietet.

Als ein grobes Fazit kann gesagt werden, dass es ein langer Weg zur heutigen Kryptografie war, der Weg in zukünftige Verschlüsselungsverfahren bereits eingeschlagen wurde, es dann aber zunehmend eine politische Frage sein wird, was noch machbar ist oder nicht. Denn je nach dem, was zu erst in die Praxis umgesetzt werden konnte, sind entweder alle Verschlüsselungen mit einem Quantencomputer binnen eines Augenblicks knackbar oder es gibt eine absolut geheime Verschlüsselung (Quantenkryptografie) – beides sehr schwer mit den Ansprüchen einer modernen Gesellschaft vereinbar.

Eine letzte traurige Erkenntnis wird über fast das ganze Buch hinweg gegeben: Die Pioniere auf dem Gebiet der Kryptografie werden seit den letzten 200 Jahren wenn überhaupt, dann erst lange Zeit nach ihrer Entdeckung/Erfindung öffentlich anerkannt. Viele Wissenschaftler wurden leider erst nach ihrem Tod öffentlich gewürdigt…

www.dtv.de
ISBN: 978-3423330718

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