Industrie 4.0: Wie Unternehmen die Herausforderungen bewältigen

Die vierte industrieelle Revolution als Wachstumsmotor: Längst gelten Digitalisierung, Vernetzung und neue Fertigungstechnologien als Treiber für neue Geschäftsmodelle. Sie können einen nachhaltigen und effizienten Umgang mit begrenzten Ressourcen ermöglichen sowie die Herstellung von Produkten, die sich in höchstem Maße individualisieren lassen.

Erfolgreiche Disruption per Informationsmanagement

Zukunftsorientierte Geschäftsmodelle standen auch im Fokus der 8. Aachener Informationsmanagement-Tagung am 15. und 16. November 2017. Etliche Teilnehmer waren dafür ins FIR mit dem Cluster Smart Logistik auf dem Campus der RWTH Aachen gekommen. Das Motto der Veranstaltung lautete „Informationsmanagement trifft Disruption“.

Der Begriff Disruption beschreibt die Zerschlagung oder Verdrängung von Geschäftsmodellen, Technologien oder Produkten durch Innovationen. So konzentrierten sich die Fachvorträge auf die Frage, wie das Informationsmanagement in allen Geschäftsbereichen und -prozessen sich bei der jeweiligen Geschäftsführung das nötige Gehör zur erfolgreichen Disruption bestehender Geschäftsmodelle verschaffen kann.

Verschiedene Referenten erläuterten anhand von Beispielen, wie große Unternehmen mit disruptiven Geschäftsmodellen umgehen. Es zeigte sich dabei: Die beschrittenen Wege, um Design-Thinking-Prozesse in den laufenden Betrieb zu etablieren sind äußerst vielfältig. So geht es etwa Jörg Sandlöhken, Funktionsbereichsleiter Research & Standards bei REWE Systems GmbH, bei der Messung von KPIs nicht mehr um die Vermessung an sich, sondern darum, diese ständig zu verbessern. Bei der thyssenkrupp AG wiederum funktioniert das Innovationsmanagement über ein hauseigenes TechCenter. Frederik Noll, Project Manager Innovation & Technology, beschrieb, dass sich die Mitarbeiter in diesem Umfeld kreativ und frei von allen anderen Unternehmensstrukturen ausleben können. Den Besuchern der Fachtagung standen auch eine angebundene Fachmesse, praktische Workshops sowie interaktive Touren durch die Industrie-4.0-Referenzfabrik offen. Die nächste Veranstaltung dieser Reihe am FIR auf dem RWTH Aachen Campus ist für den 13.-14. November 2018 geplant.

Das Cluster Smart Logistik

Das FIR ist eine gemeinnützige, branchenübergreifende Forschungs- und Ausbildungseinrichtung an der RWTH Aachen auf dem Gebiet der Betriebsorganisation und Unternehmens-IT. Ziel des Instituts ist, die organisationalen Grundlagen für das digital vernetzte industrielle Unternehmen der Zukunft zu schaffen,

Mit seinem Cluster Smart Logistik ermöglicht das FIR eine nach eigenen Angaben „bisher einzigartige Form der Zusammenarbeit zwischen Vertretern aus Forschung und Industrie.“ Zu dem Forschungsnetzwerk gehören die Industrie-4.0-Referenzfabrik sowie verschiedene Centers – unter anderem ein Industrie 4.0 Maturity Center, das sich auf die Fahnen geschrieben hat die digitale Transformation zu managen. Es richtet sich an produzierende Unternehmen, die vor der digitalen Transformation stehen sowie an Unternehmen, die diese Transformation begleiten. Denn, so verkündet man bei dem Forschungscenter: Die Frage heute lautet nicht, ob sich ein Unternehmen digital transformieren soll, sondern wie es die Transformation gestalten kann.

Der Industrie 4.0 Maturity Index

Noch sehen sich viele Unternehmen dabei vor Hürden gestellt, die in vermeintlich fehlenden Technologien oder Standards bestehen. Verschiedene Untersuchungen indes belegen: Ursache für den zögerlichen Umgang mit Industrie 4.0. sind häufig gewachsene, starre Organisationsstrukturen sowie eine „Kultur des Bewahrens und mangelndes Wissen“.

Um mit der Entwicklung mithalten zu können, sind Unternehmen gefordert die Industrie 4.0 zu hinterfragen und daraus eine eigene, geeignete Umsetzungsstrategie zu entwickeln. Dabei unterstützen soll der Industrie 4.0 Maturity Index – ein Reifegradmodell, das im Industrie 4.0 Maturity Center entwickelt wurde. Federführend war dabei das FIR unter dem Dach der acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften.

Der ganzheitliche Leitfaden informiert produzierende Unternehmen darüber, wie sie individuell den Weg zum agilen Unternehmen gestalten können und welche Schritte dazu notwendig sind. Hierzu ermittelt der Industrie 4.0 Maturity Index den Status quo der Industrie 4.0-Fähigkeiten aus technologischer, organisatorischer und kultureller Perspektive über den gesamten Wertschöpfungsprozess des Unternehmens. Aus dem vorher definierten Ziel sowie der Analyse lässt sich ein individueller Maßnahmenkatalog ableiten, der als nutzenorientierte Roadmap dient. Auf diese Weise kann für die Unternehmen ein gewinnbringender Fahrplan zur Einführung der mit Industrie 4.0 verbundenen Konzepte erarbeitet werden.

 

Weitere Informationen