Headzoom.com – New trend of recruiting

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Der gewohnte Gang einer Bewerbung beginnt mit einer ersten Selbstoffenbarung des Bewerbers. Für gewöhnlich ein DIN A4 formatiges Anschreiben mit Lebenslauf und Zeugnissen als Anhang über den Postweg oder als Email an das bevorzugte Unternehmen versandt, welches aus einer vielleicht müheseligen Branchensuche des Zukunftssuchenden hervor ging. Ist der erste Eindruck in schriftlicher Form positiv verlaufen, folgt der nächste Schritt, welcher oft sogar mehr Vorbereitung verlangt und vor allem Nervenkitzel mitbringt als die schriftliche Bewerbung, das Vorstellungsgespräch. Der Kandidat wird sich die Fragen stellen müssen, wem er gegenübersitzen könnte, was dieser von ihm verlangen würde und auch, welche Fragen er dieser Person stellen sollte. Sicherlich wäre dies keine besonders schwierige Angelegenheit, würde man doch nur eine bessere Vorstellung von der angebotenen Position haben, welche in einer Stellenausschreibung angeboten wird.

Ein Beispiel einer Stellenausschreibung wie sie in dieser oder sehr ähnlicher Form in den zahlreichen Onlinestellenportalen zu finden sind:

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Es ist kaum zu bestreiten, dass sich die Stellenbeschreibung gut liest, aber welche Vorstellung kann sich der potenzielle Kandidat von der beschriebenen Position nun machen? Und das ohne die Berücksichtigung, dass sich die meisten wohlklingenden Sätze in vielen verschiedenen Stellenausschreibungen mit nahezu der selben geringen Aussagekraft finden lassen.

Neuer Wind um das Verhältnis Bewerber und Umworbenen

Ein recht neuer Trend sind sogenannte Recruiting-Videos. Unternehmen stellen sich nicht mehr nur über eine „Über-uns“-Seite vor und belassen es mittlerweile auch nicht nur mehr bei einer textlichen Stellungnahme zum Unternehmen und den gesuchten Mitarbeitern. Unternehmen, welche offen für neue Trends sind und diesbezüglich immer ein offenes Ohr haben, folgen bereits dem Trend von Recruiting-Videos. Ein Trend, welcher die Frage aufwirft, wer nun eigentlich noch gleich der Bewerber und der Umworbene war…

Recruiting-Videos sind Videos, welche einen kleinen Spot von 10 bis maximal 30 Minuten darstellen und der Vorstellung des Unternehmens sowie der freien Position aus erster Hand eines Verantwortlichen dienen. Der Nachteil dieser Vorgehensweise ist aber der vergleichsweise hohe Aufwand, denn eine schriftliche Stellenausschreibung ist doch schon schneller verfasst, als ein Video alleine vor- und nachbereitet.

Headzoom.com – Name mit Allgemeingültigkeit

Ein Vertreter dieses neuen Trends möchte in Zukunft Headzoom.com sein. Headzoom ist ein Stellenportal speziell für Ingenieure und verwandte Tätigkeitsbereiche und dem mittelständischen Bereich, welches Stellenbeschreibungen mit einem oder mehren Interviews in Videoformat verbindet. In den Interviews werden die Unternehmen und Stellen von den verantwortlichen Personen beschrieben sowie die Vorstellungen und Anforderungen an Bewerber geschildert. Damit möchte Headzoom.com einen völlig neuen Zugang zu Unternehmen deren offene Stellen geben.

Die Interviews werden mit einem Interviewleitenden von Headzoom.com geführt, so dass Leitfragen grundsätzlich gleich oder zumindest ähnlich gestellt werden, dies schafft eine gute Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen Unternehmen und offenen Stellen.

Headzoom.com ist noch ein recht junges Portal, hat aktuell wenig Firmen vertreten. Dies ist nicht besonders verwunderlich, so müssen vor allem Unternehmen erst noch auf diesen neuen Trend im Bereich Human Resource aufmerksam werden. Gerade aber konservative Unternehmen könnten sich vorerst diesem Weg noch verschließen; die Frage bleibt dann nur, wie lange sich ein Unternehmen eine solche konservative Einstellung noch leisten kann, denn gute Mitarbeiter machen ein gutes Unternehmen aus, guten Mitarbeitern gehen aber gute Bewerber voraus, welche wiederum eher neuen Trends folgen.

Die derzeit verfügbaren Videos bei headzoom.com sind ein gutes Beispiel dafür, was traditionelle Stellenbeschreibungen in Textform nicht können, nämlich dem Unternehmen ein Gesicht geben. Der Unternehmensinteressierte sieht nun also mehr als nur ein paar designerisch aufgewertete Texte und Webseiten, er sieht ein Gesicht, sehr wahrscheinlich das Gesicht, welches er auch bei einem Vorstellungsgespräch sehen würde. Hier zahlt sich vor allem Menschenkenntnis aus. Das Unternehmen wird auf diese neue Art und Weise wesentlich transparenter, der Name Headzoom.com trifft es damit gar nicht so schlecht und hat Potenzial einen neuen Trendnamen zu setzen.

Direkte Fragen und ehrliche Antworten bringen einen Mehrwert

In den Videos werden dem Personalverantwortlichen, meistens dem Geschäftsführer oder Bereichsleiter, vom Interview-Partner gezielt Fragen gestellt, da gehören allgemeine Fragen genauso zum Katalog wie Fragen, welche ein Bewerber im Vorstellungsgespräch sich sehr wahrscheinlich nicht mal zu erwähnen trauen würde. Darunter zählen u.a. Fragen zum zur Stelle gehörenden Alltag oder welches Verhalten im Unternehmen keinesfalls geduldet werden würde (die sogenannten „no go`s„). Ohne diese Videos würde der Bewerber wahrscheinlich nie eine Antwort auf solche riskante Fragen bekommen; die entsprechenden Antworten können helfen unnötige Bewerbungen zu vermeiden und geben einen Mehrwert gegenüber anderen Stellenportalen.

Aus diesem Grund ist es jedoch auch von Bedeutung, dass das Interview auf Ehrlichkeit beruht. Sicherlich möchte jeder Unternehmer für sein Unternehmen möglichst positiv werben, nur darf hierunter nicht die Ehrlichkeit gegenüber den potenziellen Bewerbern leiden.

Es ist denkbar, dass zukünftige Recruitment-Videos auch einen kleinen Einblick in den Arbeitsplatz geben, die Mitarbeiter vorstellen und zu Wort kommen lassen oder auch abgeschlossene Projekte vorstellen. Dies wird wahrscheinlich nur ein geringer Teil der Unternehmer so umsetzen wollen, diese detailreichen Einblicke werden in den meisten Fällen frühestens im Vorstellungsgespräch möglich.

Ohne Umwege schnell zu Ergebnissen

Das Design von headzoom.com ist schlicht und dezent, die Übersichtlichkeit ist uneingeschränkt gegeben. Es bleibt zu hoffen, dass diese Übersichtlichkeit nicht mit zunehmenden Usern und Videos verloren geht. Das Suchformular für Stellenangebote ist erschreckend einfach zu bedienen, kein umständliches Scrolling und Klicken quer durch feingegliederte Tätigkeitsbereiche, dies liegt sicherlich auch an der weitgehenden Beschränkung auf Berufe der Ingenieurwissenschaften.

Fazit und Ausblick

Der Trend ist in dieser Form doch noch recht neu und sicherlich noch ausbaufähig.

Die Videos könnten in Zukunft etwas mehr auf den Arbeitsplatz eingehen, welcher nun tatsächlich zu besetzen ist, ohne dabei aber an Ernsthaftigkeit einzubüßen.

Auch tontechnisch haben die bisherigen Videos noch etwas Verbesserungspotenzial. Die Lautstärke der Sprecher ist so unterschiedlich, dass der Interviewnehmer meist zu leise, der Interviewgeber zu laut spricht, Berührungen des Schreibtisches fallen mit Klopflauten auf. Auf den Pragmatismus für den Bewerber hat diese Störung jedoch keinen relevanten Einfluss.

Es stellt für den potenziellen Bewerber schon eine enorme Hilfe dar, den Geschäftsführer mal als Mensch zu sehen und seine Vorstellungen anzuhören, ohne die Firma auch nur betreten zu haben. So können gegenseitige Interessen im Voraus eingeschätzt und unnötiger zeitlicher und finanzieller Aufwand vermieden werden. Das hilft nicht nur dem Bewerber, sondern auch dem Unternehmen.

headzoom.com fokussiert vor allem Ingenieure, Informatiker und angrenzenden Bereiche in den Feldern der Natur- und Wirtschaftswissenschaft. Dieses Konzept ist jedoch auch für Geisteswissenschaftler wie Psychologen, Sprachwissenschaftlern oder auch Absolventen der Rechtswissenschaft interessant, hierfür könnte ein Ausbau sinnvoll sein.

Abgesehen von der Feinabstimmung der genannten Details wirkt das Gesamtpaket rund, die Konzentration sollte nun primär auf die Zugewinnung von selbstpräsentationsbewussten Unternehmen liegen. Wenn die Kundschaft erst mal da ist, ist es nicht unwahrscheinlich, dass www.headzoom.com erste Anlaufstelle für alle Bewerber auf der Höhe der Zeit noch vor den großen Stellenportalen wie www.jobscout24.de und www.monster.de landet. Wieso ungenaue Stellenbeschreibungen lesen, wenn man eine Unternehmens- und Stellenvorstellung in Kurzfilmformat bekommen kann? Andere Stellenportale müssten sich dann hinten anstellen.

Nachdem Ansehen der Vorstellungsvideos der Unternehmen bekommt der ein oder andere Bewerber vielleicht Lust, seine Fähigkeiten, Vorstellungen und Anforderungen vielleicht selbst in einem Video zu präsentieren, kurz: Recruitment-Videos, nur „andersrum“.