Produktentstehung

Die Produktentstehung umreist die gesamten Prozesse der Entstehung eines Produkts, angefangen von der Idee bis zum Verkauf. Die Produktenstehung ist der Teil des technischen Produktlebenszyklusses, welcher die Produktentwicklung und darüber hinaus die Produktrealisierung bis zum Vertrieb umfasst. Aus technischer Sicht grenzt die Produktentstehung an die Produktzweckerfüllung oder hat noch eine geringe Schnittmenge mit der Produktzweckerfüllung.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht, ist die Produktentstehung, besonders die Kernvorhaben der Produktfindung und -realisierung, eine sich erst nach der Produktenstehung auszahlende Investition.

Grob interpretiert kann der wirtschaftliche Produktlebenszyklus (der Produktlebenszyklus am Markt) in sieben Phasen gegliedert werden.
Die ersten zwei Phasen (rot hinterlegt) sind die Kern-Phasen der Produktentstehung. Während dieser Phasen ist dem Markt das Produkt noch nicht zugänglich (Ausnahmen: Test-Versionen, Prototypen). Diese Produktphasen sind die größten Investitionsphasen des Unternehmens, welches mit der Planung und insbesondere der Realisierung einen hohen Verlust einfährt.
Dieser hohe Verlust muss in den Marktphasen (blau hinterlegt) wieder mindestens kompensiert werden, dabei ist besonders die Reifephase und der Marktabsatzhöhepunkt des Produkts auszunutzen.

Produktfindung

Die Ideenfindung für Produkte bzw. die Methodik hierfür ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Viele Unternehmen sind erst aus einer Produktidee heraus entstanden.

Bestimmte unternehmens-/marktseitige Faktoren lenken auf eine Produktidee zu.

Interne Faktoren: Unternehmensziele, die Ressourcen, Kapital, Kapazitäten, Forschungsschwerpunkte, Risikoeinsatzbereitschaft sind einige der unternehmenseigenen Faktoren.

Externe Faktoren: Die Marktentwicklung, Marktpotenzial, Rechtsvorschriften, Patente, technologische Standards sind einige der marktspezifischen Faktoren.

Ideenfindungsmethoden sind Kreativitätsmethoden, beispielsweise:

  • Delphi-Methode (Ideen-Delphi):
    Befragungsmethodik mit Schätzungsanteil
  • Brainstorming:
    Gedanken aufschreiben und erst später sortieren und werten
  • Methode 635:
    Gruppenteilnehmer schreiben Ideen nieder, welche von anderen Gruppenteilnehmern aus deren individueller Sicht zu erweitern sind
  • Relevanzbaumanalyse:
    Ein bestimmtes Ziel (Wurzel) wird durch welche Entscheidungen erreicht? Diese Entscheidungen zwischen Attributen werden beschrieben und dabei möglicherweise neue Zielerreichungswege gefunden
  • Morphologisches Schema:
    In einem morphologischen Kasten werden Parameter (Eigenschaftskategorien) gesetzt und hierfür Alternativen gefunden.
  • Tilmag-Methode:
    Transformation Idealer Lösungselemente durch Matrizen der Assoziations- und Gemeinsamkeitenbildung
  • Bionik:
    Schon seit der Steinzeit versuchen Menschen Ideen von der Natur zu kopieren. Sehr viele Konstruktionen aus der Automobiltechnik, Robotik und Luft-/Raumfahrt sind Nachahmungen der Welt der Flora und Fauna

Die Ideenfindung erübrigt sich zum großen Teil, wenn das Unternehmen Aufträge (externe Ideeneinbringung) annimmt. Der Auftraggeber und Auftragnehmer haben dann eine Anforderungsliste, Lasten- und Pflichtenheft auszuarbeiten.

Anforderungen an Produkte

Anforderungen werden von unterschiedlichen Standpunkten aus gestellt.

  • Absatzanforderungen (Nachfragersicht):
    • Konstruktive / Funktionale Eignung
    • Ergonomische Eignung
    • Betriebseignung
    • Wirtschaftlichkeit
  • Herstelleranforderungen (Anbietersicht):
    • Beschaffungsfähigkeit
    • Entwicklungsfähigkeit
    • Vertriebsfähigkeit
    • Gewinnpotenzial (wirtschaftliches Potenzial)

Für einen Unternehmer eines mittelgroßen bis großen, produzierenden Gewerbes verursacht die Konstruktion und Arbeitsvorbereitung gegenüber dem Einkauf, der Fertigung und oft auch der Verwaltung geringe Kosten. Die Konstruktion arbeitet kaum mit Verbrauchsmaterial, die verursachten Kosten entstehen eher durch die Personalkosten des im Schnitt sehr hoch qualifizierten Personals und der IT-Ausstattung. Ähnlich ist dies bei der Arbeitsvorbereitung.

Die Arbeitsvorbereitung und insbesondere die Konstruktion haben eine sehr hohe Verantwortung zum kostenbewussten Planen. Denn mit jeder Konstruktion und jedem Arbeitsplan werden zukünftige Produkteigenschaften bzw. Vorgehensweisen festgelegt, welche damit auch zukünftige Kosten vor allem in anderen Bereichen festlegen, insbesondere dem Einkauf und der Fertigung, aber auch in der Logistik und in dem Qualitätsmanagement.

Denn nur eine Konstruktion mit technisch angemessenen, jedoch dennoch wirtschaftlichen zu beschaffenen und zu bearbeitenden/fertigen Materialien ermöglichen dem Einkauf und der Fertigung, die Kosten gering zu halten. Die Toleranzvorgaben und Fertigungseinschränkungen der Konstruktion müssen ebenfalls technisch angemessen, eine anzustrebende Produktqualität gewährleisten, aber dennoch zugleich möglichst wirtschaftlich herstellbar sein.

Auch der Einkauf, die Fertigung, Logistik, Qualitätsmanagement bis hin (im eher geringem Umfang) zur Verwaltung, haben einen Einfluss auf die entstehenden Kosten, so müssen die günstigsten Lieferanten gefunden, Handelsspannen genutzt, die geringsten Fertigungs- und Transportkostenwege gefunden werden sowie die Verwaltungskosten reduziert werden.

Dennoch hat die Konstruktion neben der Arbeitsvorbereitung in der Regel den höchsten Einfluss auf die Produktionskosten und somit eine besondere Verantwortung zum kostenbewussten Denken und Arbeiten.

Die Konstruktion ist als Kern der Produktentstehung auch ein Kern der Produktgestaltung, die Arbeitsvorbereitung ist Kern der Prozessgestaltung. Produktgestaltung und Prozessgestaltung als Produktions-Know-How haben eine sehr hohe Verantwortung für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu tragen.

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